Einweihung Marterl in der Rohrgasse am 23. Oktober 2017

Die Aufstellung von Flurdenkmälern, Steinkreuzen, Betsäulen, Marterln, Totenmalen, Gedenksäulen am Wegesrand und an Kreuzungen ist in der alpenländischen Kultur seit Jahrhunderten gepflegte Tradition, die – wie schon unsere Obfrau sagte zumeist religiöse Gründe hat. Oft erinnern sie als Gedenkstätten an besondere Ereignisse, Seuchen und Pest, Verbrechen oder Unfälle, sehr oft sind sie steingewordener Ausdruck der tiefen Frömmigkeit der Errichter. In manchen Gemeinden dienen bis heute Marterln und Bildstöcke als Wallfahrtsstationen oder Orte der Andacht. Wanderern sind sie auch im Zeitalter von Google Maps Orientierungshilfe und bieten Anlass für Rast und Besinnung.

Steinsäulen wurden sowohl in freiem Gelände, als auch in Ortschaften aufgestellt. Sogar an Hauswänden, Erkern und Nischen findet man Darstellungen von Heiligen in Form von wunderbaren Stein-Reliefarbeiten. An vielen Marterln – wie auch bei „unserem“ ist die Jahreszahl der Errichtung und oft auch der Name des Errichtenden zu finden.

Dieser alte Bildstock wurde laut Inschrift im Jahr 1860 errichtet und stand ursprünglich bei dem Hauerhäuschen mit der Adresse Rohrgasse 23, das sich Anfang des 19. Jh. im Besitz von Karl und Barbara Hauser befand. Anno 1832 übergaben diese das Häuschen per Heiratsvertrag an ihre Tochter Barbara und deren Mann Bernhard Kerschbaum. Beider Namen passen zu den Initialen B.K. auf der Inschrift des Marterls. Schon damals muss es eine Darstellung „Maria mit dem Kinde“ beinhaltet haben, die gegen 1990 über Initiative von Frau Elisabeth Egger von einer Kärntner Künstlerin erneuert wurde. 2016 ließ der Verein Vestenrohr-Karlstisch den gesamten Bildstock restaurieren und das durch Umweltschäden stark beeinträchtigte Marienbild durch die in Baden lebende Künstlerin Teodora Popova neu erstellen. Sie ist ausgebildete Restauratorin, falls jemand einschlägige Arbeiten benötigt, steht sie sicher gerne für ein Gespräch zur Verfügung.

Die bildliche Darstellung steht kunstgeschichtlich in der Tradition des berühmten Marienbildes von Lucas Cranach d.Ä. im Dom zu Innsbruck, das als wundertätig verehrt und später häufig kopiert wurde. Sehr bekannt ist das von Kaiser Leopold II. besonders verehrte Gnadenbild in der Kirche Maria Hilf in Wien, welches das gleiche Motiv aufweist.

Es war dem Verein Vestenrohr-Karlstisch ein besonderes Anliegen, dieses im Stadtteil Rohr gelegene kleine Kulturdenkmal zu restaurieren und es ist uns heute eine besondere Freude, es im Rahmen dieser kleinen Feier im neuen Glanz der Öffentlichkeit zu übergeben.

Hans Christian Pruszinsky

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